PG Durach - Sulzberg
Heiligste Dreifaltigkeit (Sulzberg)

Heiligste Dreifaltigkeit (Sulzberg)

Inmitten der Oberallgäuer Marktgemeinde Sulzberg steht die Pfarrkirche Heiligste Dreifaltigkeit. Der weite helle Bau aus dem 15./16. Jahrhundert wurde während des Dreißigjährigen Krieges und ab dem Jahr 1715 erneuert und erweitert. Die Geschichte des Ortes und der Pfarrei reicht allerdings noch viel weiter zurück. In einer Schenkungsurkunde wird bereits im Jahre 1059 die Grenze über die Höhen von „Sulzeberch“ erwähnt. Der deutsche König und spätere Kaiser Heinrich IV. übergab darin ein größeres Gebiet zur Nutzung an Bischof Heinrich II. von Augsburg. Der Turm (56m) dürfte noch der romanischen Zeit angehören, der Spitzhelm wurde 1653 aufgesetzt. Die Glockenstube trägt 5 Glocken im Gesamtgewicht von 105,5 Ztr. Die noch heute vorhandene große Glocke stammt von 1489 und wiegt 38,7 Ztr. An der südlichen Kirchenwand stehen drei gut erhaltene Sühnekreuze, das mittlere von 1567. Mit solchen Kreuzen konnte man damals einen begangenen Totschlag sühnen.

Die Kirche unterlag im Laufe der Jahrhunderte wiederholten baulichen Veränderungen und dem Wandel der Kunstrichtungen. Die heutige beschriebene Ansicht ergab sich aus der großen Renovierung 1919/20 unter Pfarrer Karl Mayr, die künstlerische Ausgestaltung im Stil des Neubarock oblag Kunstmaler Oswald Völkel aus Gräfelfing.

Hochaltar

Der Hochaltar wurde 1919/20 durch die Firma Port, Augsburg geliefert, der Marien- und Josefsaltar im selben Jahr durch Altarbauer Hörmann aus Babenhausen. Sie sind oberschwäbischem Rokoko nachempfunden. Auf dem Hochaltar stehen Statuen des Hl. Ulrich (links) und des heiligen Kaisers Heinrich (rechts). Das Altarbild von 1768 ist in den neubarocken Altar eingesetzt, stammt aus der Hand von Franz Anton Weiß/Rettenberg und zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel durch die Heiligste Dreifaltigkeit. Die beiden Seitenaltarbilder von 1919/20 zeigen rechts die Hl. Familie in Nazareth, und links, wie die Sulzberger Bevölkerung Zuflucht zu Maria nimmt, die allen Generationen das Rosenkranzgebet empfiehlt.

Die Orgel wurde 1919 in das barocke Gehäuse von der Firma Koulen in Augsburg eingebaut und 1930 leicht verändert. Sie verfügt über 26 klingende Register, 2 Manuale und Pedal und 1507 Pfeifen.

Spätgotischer Flügelaltar um 1490/93

Eine besondere Kostbarkeit ist der spätgotische Marienkrönungsaltar in der südlichen Seitenkapelle der Sulzberger Pfarrkirche. Die drei Wappenreliefs der Predella (Unterbau) kennzeichnen ihn als Stiftung Marquards II. von Schellenberg, von 1468 – 1493 als Vogt der Fürstabtei Kempten auf der Burg Sulzberg.

Die Erbauung wird der Werkstatt des Kemptener Meisters Ulrich Mair zugewiesen, wobei nach neueren Erkenntnissen dort neben dem „Meister des Imberger Altars“ auch ein zweiter, anonymer Bildhauer arbeitete, den man nach einem seiner Hauptwerke „Meister des Sulzberger Altars“ nennt. Der Altar war wohl von Anfang an für die Pfarrkirche bestimmt, nicht für die Burgkapelle. Der rechteckige Schrein enthält eine streng symmetrisch angeordnete Gruppe der Marienkrönung. Maria kniet dem Betrachter zugewandt, die Hände zum Gebet erhoben, ihr zur Seite Gottvater und Christus. Darüber thronen die Heiliggeisttaube und drei musizierende Engel. Flügelinnenseiten: Flachreliefs der Verkündigung und Geburt Jesu und der Heiligen Antonius, Sebastian, Georg und Martin, Barbara, Wolfgang. Flügelaußenseite: Flachreliefs der Beschneidung Christi und der Anbetung der Könige. Im Feld oben rechts erscheinen die zwei volkstümlichen Ärzte, die Hl. Cosmas und Damian und Bischof Blasius. Die Erlöserdarstellung aus dem fehlenden Gespreng (Aufsatz über spätgotischen Altären) ist im Besitz eines Museums. Der Altar wurde – durch eine private Spende ermöglicht – 2011 durch Restaurator R. Vogel / Gempfing einfühlsam und vorbildlich restauriert.

Nach umfangreichen Vorplanungen wurde die Kirche 2011 einer vollständigen Sanierung und Innenrestaurierung unterzogen. Dabei wurde unter der künstlerischen Leitung von Günter Doriat/Durach der Chorraum neu gestaltet und erhielt durch G. Doriat einen Ambo (Menschenfischer), einen neuen Volksaltar (Dreifaltigkeit) und eine Kommunionbank.